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Wüsten der Welt

Die Hamada übt auf Offroader seit jeher eine große Faszination aus. Schaut man sie sich einmal aus der Luft an, wird klar, warum. Statt mit Trockenheit und Tristesse beeindruckt die Wüste mit außergewöhnlicher Vielfalt. Ein Essay

Tiefes Tal in der Atacama
HUAJACIA, CHILE
In die Atacama-Wüste im Norden Chiles hat die Quebrada Camiña ein tiefes Tal geschnitten. Als Quebradas werden nur zeitweise Wasser führende Flüsse bezeichnet. Im 19. Jahrhundert wurden in dieser Region, die zunächst zu Peru gehörte, an zahlreichen Stellen Salpeter- und Guanovorkommen ausgebeutet. Nach dem Salpeterkrieg fiel sie 1883 an Chile. Siedlungen finden sich hier ausschließlich in der Nähe des Talbodens.

Trockene, staubige Luft über Sanddünen, die bis an den Horizont reichen, zwischen denen sich weit und breit kein Baum befindet, der Schatten spenden könnte – so oder so ähnlich stellt sich wohl ein Großteil der Menschheit eine Wüste vor. Geprägt wurde dieses Bild nicht zuletzt von Entdecker- und Abenteurerberichten, die häufig in dieser Dramatik verfilmt wurden.
Mit ihren lebensfeindlichen, ja, lebensverneinenden Eigenschaften strahlen Wüsten seit jeher eine eigene Faszination aus. Denn obwohl die extreme Umwelt der Wüsten uns alles andere als ein Zuhause sein kann, schwärmen wir von ihrer eigentümlichen Schönheit, ihren Farben und Formen. Doch was genau ist eine Wüste?
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Wüsten zur Abgrenzung von anderen Landschaftstypen, wie etwa Steppen, über ihren fast vollständigen Mangel an Wasser in flüssiger Form und die zumindest weitgehende Abwesenheit von Vegetation definiert – es sind Landschaften, in denen mehr als 90 Prozent der Fläche ohne dauerhafte Vegetation bleiben, gleichzeitig bedecken sie rund ein Fünftel der Landfläche.
Die Wüsten der Erde sind sehr ungleich über die Kontinente verteilt. Schwerpunkte sind neben den Eiswüsten der Polarregionen das nördliche Afrika, die Arabische Halbinsel und Australien, wo typische Wendekreiswüsten zu finden sind, es folgt Zentralasien mit ausgeprägten Binnenwüsten. Die Flächen der Küstenwüsten, wie etwa die Atacama und die Namib, sind im Vergleich dazu klein, auch wenn diese zu den ältesten (Namib) und trockensten (Atacama) Wüsten der Welt gehören.

Auge der Kawir
DASCHT-E KAWIR, IRAN
Die südöstlich der iranischen Hauptstadt Teheran liegende Wüste weist extreme Temperaturen mit Maximal- werten bis 50 Grad Celsius und Tag-Nacht-Unterschieden bis zu 70 Grad Celsius auf. Als vor rund 3.000 Jahren das Gebiet nicht mehr vom Monsunregen erreicht wurde, trockneten die ursprünglich vorhandenen Seen aus und hinterließen ausgedehnte Salztonebenen. Diese werden von heftigen Stürmen abgeschliffen, wodurch die feinen Strukturen der abgelagerten Sedimentschichten freigelegt werden.

Etwa 20% der Landfläche der Erde sind von Wüsten bedeckt

Extreme Lebensräume:

Wüsten sind als Landschaften der Extreme auch Lebensräume der Extreme, wobei die Trockenheit und die besonderen Temperaturverhältnisse im Vordergrund stehen. Bereiche der südamerikanischen Atacama-Wüste gehören zu den trockensten Regionen der Erde: Durchschnittlich fallen hier 0,1 Millimeter Regen pro Jahr, in Teilgebieten dürfte es über Jahrhunderte nicht geregnet haben. Für den Rekord als heißesten Ort gibt es eine ganze Reihe von Anwärtern. Satellitenmessungen haben für die Dashte Lut im Iran eine Rekordtemperatur von 70,7 Grad Celsius ergeben!
Diese bezieht sich allerdings nicht auf die Luft, sondern auf den Boden. Auch der kälteste Ort der Erde ist in einer Wüste zu finden, nämlich in der Antarktis. Nahe der Forschungsstation Wostok wurde im Jahr 1983 eine Tiefsttemperatur von minus 89,2 GradCelsius gemessen. Extreme Verhältnisse herrschen beispielsweise auch in Bezug auf die von der Sonne eingestrahlte Energie. In den Anden wurde am Vulkan Licancabur in Bolivien mit einem Wert von 43,3 der höchste je gemessene UV-Index gefunden – ab einem Wert von drei wird die Anwendung von Sonnenschutz empfohlen, am Äquator werden auf Meeres höhe Werte bis zu zwölf erreicht.

Trocken, salzig, kalt
LAKE VANDA, ANTARKTIS
Lake Vanda ist ein hypersaliner See im Wright Valley, einem der drei McMurdoDry Valleys in der Antarktis. Er gehört zu den Seen mit dem weltweit höchstenSalzgehalt, deutlich höher als etwa das Tote Meer. Die Dry Valleys sind ringsumdurch Berge abgeriegelt und wegen der daraus folgenden, äußerst geringen Luftfeuchtigkeit weitgehend schnee- und eisfrei. Sie gehören zu den extremsten Wüsten der Erde, wozu auch starker Wind mit Geschwindigkeiten bis zu 320 Stundenkilometern beiträgt. Außer endolithischen und anaeroben Bakterien, die innerhalb der Felsen existieren, findet sich hier kein Leben. Zum Teil stehen die Dry Valleys seit 2004 unter Naturschutz.

Das Weiß der Gipsdünen
WHITE SANDS, USA
Die charakteristische blendend weiße Farbe der Dünen ist namensgebend für die Wüste in New Mexico. Nahe der Stadt Alamogordo im Tularosa Basin gelegen, ist White Sands umringt von militärischen Einrichtungen, unter denen ein Raketen- testgelände heraussticht. Die weißen Sanddünen bestehen aus Gipskristallen, die in den Ablagerungen eines ausgetrockneten Sees entstanden. Seit 1934 ist White Sands ein National Monument. Dazu passen auch Funde fossiler Spuren von Menschen und Riesenfaultieren aus der letzten Eiszeit.

Weiße Meere:

Die Wüsten der Erde weisen eine enorme Vielfalt von Farben und Formen auf, die man angesichts der verbreiteten Vorstellung einer Wüste als dünenbedeckte Sandfläche nicht vermuten würde. Sie spiegelt die Fülle einzelner Prozesse wider, die bei der zeitlichen Entwicklung von Wüstenlandschaften ihre Beiträge leisten. Angefangen von geologischen Entwicklungen, die das Material und die Struktur des Untergrundes von Wüsten bestimmen, bis hin zu den Einflüssen von Klima und Wetter. Sie legen mit ihren erosiven Kräften das Erscheinungsbild der Wüsten fest, während sich die Prozesse auf unterschiedlichsten zeitlichen und räumlichen Skalen abspielen. Manche der Wüsten fallen jedoch nicht durch prächtige Farben, sondern das Gegenteil auf: Schneeschichten und Salzkrusten sorgen bei einigen von ihnen für eine weiße Oberfläche. Beispielsweise in hoch gelegenen Wüsten, wie der bei Overlandern beliebten Atacama, findet man ausgedehnte Salzseen. Sie bestehen aus einer harten und rauen, weißlichen Oberflächenschicht von Salzen, die oft mit Wüstensand vermischt sind und einen Solekörper überdecken. Im Fall der Salare der Atacama befindet sich unter der Salzschicht eine Sole, die lithiumhaltig ist. Die Gewinnung des für unsere Akkus notwendigen Lithiums ist eines der vielfach unterschätzten Umweltprobleme, vor allem in der chilenischen Hoch-Atacama und in Tibet.

Jahresringe im Sedimentgestein
YOUSHASHAN, CHINA
Eine dünne Schneeschicht lässt die durch Erosion freigelegten Schichten des Sedimentgesteins am Rand des Youshashan in Qinghai, China, hervortreten. Tropfenförmige Felsen, Yardangs, zeugen von der Wirkung des Winds und zeigen deutlich, aus welcher Richtung dieser hauptsächlich weht – wobei er diese beeindruckende Landschaft formt.

See aus Salz und Ton
CHOTT EL DJERID, TUNESIEN
Mit einer Fläche von 7.000 Quadratkilometern ist der Chott el Djerid der größte Salzsee der Sahara. In der flachen, abflusslosen Senke verdunstet im Sommer fast das gesamte Wasser von der Oberfläche und lässt eine weite Salztonebene zurück.

Grüner Teppich
SHARQ EL OWAINAT, ÄGYPTEN
Sharq El Owainat ist Teil des ägyptischen New Valley Projects, in welchem Flächen in der Libyschen Wüste landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Dazu wird Wasser aus dem 250 Kilometer weiter östlich liegenden Nasser-See verwendet. Im Endausbau sollen auf einer Fläche von 1.000 Quadratkilometern Weizen, Mais und Futterpflanzen angebaut werden.

Spur des Wassers
EL JORF, MAROKKO
Qanate sind eine alte Variante unterirdischer Wasserkanäle. In der Umgebung der Oasensiedlung El Jorf in den Ausläufern des Atlas-Gebirges ist die Oberfläche von einem dichten Netz von Qanaten überzogen, durch das Wasser zu den Anbauflächen der Oase geleitet wird. Zwischen den Reihen der Aushubkegel sind auch Windschutzgürtel zu erkennen, die die Oase vor vom Wind verfrachteten Sand schützen soll.

Salze für Elektrofahrzeuge
SALAR DE UYUNI, BOLIVIEN
Im Süden des Altiplano liegt auf 3.650 Metern Meereshöhe der Salzsee Salar de Uyuni. Der mit mehr als 10.500 Quadratkilometern Fläche weltweit größte Salzsee wird zunehmend zur Gewinnung von Salz und Lithium genutzt. Im Salar liegt eines der größten Vorkommen von Lithium, das für die Herstellung von Akkus immer wichtiger wird. Die Kommerzialisierung der Lithiumproduktion wurde von Bolivien vergleichs- weise langsam gestartet, um einen Ausverkauf dieses Rohstoffs zu vermeiden. Wichtiger Wirtschaftsfaktor ist auch der Tourismus. Für ihn werden auf dem See aus Salzblöcken errichtete Salzhotels betrieben.

Wirtschaft in der Wüste:

Trotz der scheinbar unbegrenzten Weite von Wüsten sind Bergbau, Energiewirtschaft und Verkehrsinfrastruktur auch hier zu unübersehbaren Landschaftselementen geworden. Sie haben jedoch den Vorteil, dass ihre Auswirkungen auf Menschen in der Nachbarschaft wegen der geringen Bevölkerungsdichte meist klein bleiben, wenngleich der Abbau von Kohle, Erdöl und Erdgas genauso Spuren und Schäden hinterlässt wie die Suche nach seltenen Erden oder Salzen. In den letzten Jahren sind zunehmend erneuerbare Energien ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, denn wenig überraschend bietet sich in Wüsten vor allem die Nutzung der Sonnenenergie an. Ob nun mit Photovoltaik oder Solar- thermie – an den entlegensten Plätzen der Welt kann so etwas nicht gebaut und betrieben werden, denn sowohl der Betrieb als auch der Abtransport des Stromes verlangt nach Infrastruktur und einem Anschluss an die Zivilisation. Doch nicht erst heute wird die Wüste bebaut und genutzt, schon vor Jahrhunderten wurden unterirdische Wassergräben gezogen, Wege angelegt und Oasen ins Nichts ausgedehnt. Ein Ort, wo sich dieser Kontakt zwischen Vergangenheit und Zukunft auch für Reisende plastisch erleben lässt, ist Marokkos trockene SubAtlas Region: Zwischen den Qanaten von El Jorf (linke Seite) und dem Solarkraftwerk Noor I (Bild unten) bei Ouarzazate liegen nicht einmal 300 Kilometer Straße.

Die Stärken nutzen
OUARZAZATE, MAROKKO
Das Klima weiter Teile Nordafrikas eignet sich ausgezeichnet für eine Nutzung der Sonnenenergie. So soll die Ouarzazate Solar Power Station in der Drâa-Tafilalet-Region südlich des Hohen Atlas nach Fertigstellung eine Spitzenleistung von 580 Megawatt liefern. Der Bau erfolgt in mehreren Phasen. Noor I und II sind Parabolrinnenkraftwerke, die die in der Tageshitze aufgefangene Sonnenenergie in Salzschmelzen speichern. Dieser Kraftwerkstyp ist allerdings mit einem hohen Wasserverbrauch für die Reinigung der Parabolspiegel verbunden.

Graue Felsen, roter Sand
KUISEB CANYON, NAMIBIA
Der nur zeitweise fließende Kuiseb in Namibia bildet eine Grenze zwischen der Sandwüste Namib und der im Norden anschließenden Felswüste. Die scharfe Grenze entsteht dadurch, dass der Fluss den nach Norden gewehten Sand abtransportiert. In seinem Mittellauf durchfließt der Kuiseb die Hakosberge in einem bis zu 200 Meter tief eingeschnittenen Canyon. Durch Oxidation des Eisens hat sich der Sand rötlich gefärbt und ist für die Namib charakteristisch. Damit steht sie zu ihrer umliegenden Landschaft deutlich in Kontrast.

Wüsten sind für viele Overlander der Inbegriff der Autarkie. Abgeschottet sein von anderen Touristen, von der Zivilisation – vom gesamten Rest der Welt. Gerade- aus die pure Einsamkeit, das unbekannte Abenteuer. Einmal im Leben ein Foto vom eigenen Offroader auf den schneeweißen Salzflächen des Salar de Uyuni schießen oder die Wüsten Afrikas durchqueren – für manchen ist das der Traum des unbegrenzten Reisens. Für den einen ergibt sich in hohen Sanddünen endlich die Möglichkeit, sein Fahrzeug und sich gleichermaßen an die Grenzen des Möglichen und vielleicht auch der Nerven zu bringen, während es andere in die Einsamkeit zieht, weit entfernt vom Lichtsmog, um in der Nacht den leuchtenden Sternen- himmel zu betrachten. Keine Frage, die unendlichen Weiten der verschiedensten Landschaften dürften bei wohl jedem Betrachter große Faszination auslösen.

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