Feuer, sei es zum Grillen oder als Lagerfeuer, gehört zum Campen irgendwie dazu – zumindest wenn das Klischeebild vor dem inneren Auge aufflackert. Doch besonders in den Sommermonaten droht dieses romantische Bild verheerende Folgen mit sich zu bringen, von der sich die Natur nur schwer erholt.
Dunkle Rauchschwaden, verbrannte Erde, erschöpfte Einsatzkräfte und steigende Todeszahlen: 2022 wurde zum traurigen Rekordjahr für Waldbrände in Europa. Schon Ende August hatten Feuer nach Daten des Europäischen Waldbrand-Informationssystems (EFFIS) 720.000 Hektar Wald vernichtet. Solche Zahlen wurden in Europa seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2006 noch nie erfasst. Zwar stellte das verheerende Ausmaß Spanien als das am schlimmsten betroffene Land in den Vordergrund. Da das Waldbrandrisiko bei anhaltenden Temperaturen um die 30 Grad bereits gegeben ist, sind jedoch längst nicht mehr nur die ohnehin schon gefährdeten Mittelmeerregionen betroffen. Auch in Deutschland bezeugen Daten im Vergleich zu den Vorjahren einen beunruhigenden Trend hin zu einer erhöhten Waldbrandgefahr mit deutlich stärkeren Auswirkungen. Von Januar bis November 2022 zerstörten Großbrände hierzulande 4.300 Hektar Fläche, wie das Statista Research Department jüngst bekannt gab. Besonders Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gelten als zunehmend risikobehaftete Regionen.
Gefahrenquelle Mensch und Auto
Feuer und Brände entstehen nicht nur durch das direkte Überspringen von Funken, wie etwa von Lagerfeuern. Auch heiße Asche und Glut – sei es eine nicht vollkommen abgedeckte Feuerstelle oder eine Zigarette – genügen, um auf trockenem und leicht brennbarem Untergrund neu zu entflammen. Auch das Fahrzeug selbst kann zu einem solchen Katalysator werden. Heiß gelaufen und auf trockenem Untergrund geparkt, genügt die Motorhitze, um ein Feuer zu entfachen. Auch in der Sonne liegen gelassener Müll – reflektierende Aluminiumverpackungen und -folien sowie Glas – bergen dieselben Gefahren, da sie das Sonnenlicht spiegeln und exponieren. Sind Feuer erst einmal ausgebrochen, können sich diese bei ungünstigen Windverhältnissen schnell zum bedrohlichen Großbrand ausweiten. Generell unterscheidet man dabei horizontal ausgebreitete Bodenfeuer und vertikal ausgebreitete Vollfeuer. Letztere sind besonders gefährlich, da sie schnell wachsen und bis in die Baumkronen vordringen.
Schlechte Prognosen
Auch für die diesjährige Sommersaison geben Experten beunruhigende Prognosen ab. Der Klimawandel, damit einhergehende Dürreperioden und sinkende Grundwasserspiegel sowie Fehler bei der Bewirtschaftung von Wäldern trügen dazu bei, dass sich die Gefahr und das Ausmaß von Waldbränden in diesem Jahr noch weiter zuspitzen könnten. Dass die Natur ohnehin schon schlecht gewappnet ist, wird durch die Unvorsichtigkeit und Fahrlässigkeit von Menschen bloß verschlimmert. Laut WWF liegt dem Entfachen von rund 96 Prozent der Waldbrände weltweit menschliches Handeln zugrunde, sei es aufgrund von Unachtsamkeit oder gar Brandstiftung. Lediglich vier Prozent seien auf natürliche Umstände wie Blitzeinschläge zurückzuführen. Während sich Wälder von diesen natürlichen Umständen in der Regel eigenständig erholen, bedeuten unnatürlich auftretende Großbrände zunehmend ernsthafte Bedrohungen für das Ökosystem Wald.
Waldbrandkarten für Europa und die Welt
Wer in den Sommermonaten reist, sollte die regionale Waldbrandgefahr stets im Auge behalten, und das – sofern Temperaturen über 30 Grad anhalten – selbst in Regionen, in denen Waldbrände in der Vergangenheit eher die Ausnahme darstellten. Eine weltweite Übersicht über bereits bestehende Brände bietet das Fire Information for Resource Management System (FIRMS) der NASA anhand von Satellitenkarten. Darüber hinaus informieren spezielle Webseiten über lokale Risiken, zum Beispiel in Griechenland, Spanien, Portugal und der Schweiz. In Deutschland verzeichnet der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes die regionale Waldbrandgefahr anhand einer Skala von 1 bis 5. Die Daten werden täglich aktualisiert.
Vorsichtsmaßnahmen für Van-Reisende
Mehr als 90 Prozent der weltweit entstehenden Brände sind menschengemacht. Camper, die sich von Natur aus vermehrt in brandgefährdeter Umgebung bewegen und aufhalten, sollten besonders in den Sommermonaten eine Reihe von Regeln und Vorsichtsmaßnahmen beachten, um weder direkt noch indirekt für das Ausbrechen unkontrollierter Feuer verantwortlich zu werden.
• Potentielle Feuerquellen vermeiden: kein Feuer im und am Wald; Grillen nur an ausgewiesenen Plätzen; Müll, Glas und Zigaretten entsprechend entsorgen; das Fahrzeug auf Sand, Stein oder Asphalt parken
• Regionale Straßenschilder beachten: In gefährdeten Gebieten sind hier in der Regel die lokalen Brandmeldenummern vermerkt. Generell gilt in Europa die 112 als länderübergreifende gebührenfreie Notrufnummer.
• Bei geltender Waldbrandgefahr: Berge meiden und in Küstennähe statt im Landesinneren verweilen
• Achtung bei der Stellplatzwahl: Keine Zufahrtswege im Wald blockieren und Fahrzeuge nicht im Wald geparkt zurücklassen. Wenn Förster oder Parkranger zum Platzwechsel auffordern, sollte dem unbedingt nachgekommen werden, um etwaige Rettungskräfte und die eigene Sicherheit nicht zu gefährden.
• Rauch oder Feuer gesichtet? Kleinere Feuer können durch Austreten, das Bedecken mit Sand, Kies oder Erde sowie mit dem Feuerlöscher selbst bekämpft werden, das eigene Leben sollte aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet werden. Feuer und gesichteter Rauch sollten offiziellen Stellen daher immer gemeldet werden.
• Im Fall von bestehenden Bränden: Wenn direkte Fluchtwege versperrt sind, quer zum Wind fliehen. Feuer breiten sich mit der Windrichtung in einer Geschwindigkeit von einem Stundenkilometer aus, durch starke Winde jedoch mitunter auch schneller. Achtung: Windrichtungen können sich ändern und sollten unbedingt im Auge behalten werden, doch auch der aufsteigende Rauch birgt die Gefahr der Orientierungslosigkeit und Atemnot. Berge und Erhöhungen sollten nach Möglichkeit gemieden oder verlassen werden.