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Heißes Eisen – Kamin im Camper

Kaminöfen erfreuen sich in Reisemobilen stark steigender Beliebtheit, sind sie doch gemütlich, praktisch und wenig anfällig für Defekte. Doch Einbau und Nutzung sind nicht so trivial und lässig, wie man denken könnte. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengetragen

Knisternde Flammen und behagliche Wärme begeistern uns, aber eine offene Feuerstelle im Fahrzeug? Das rangiert für viele zwischen Irrsinn und Bauwagencharme, vielleicht auch, weil ein Kaminofen ­unpraktisch, schwer, schmutzig und groß ist, mit immensem Platzbedarf und ­bescheidener Wärmeverteilung. Und dennoch: An einem ­verregneten, kalten Reisetag im Auto sitzen, einen Bratapfel auf der Ofenplatte, das wäre schon sehr dekadent, und schön.

Bohemian Vanlife – mit Ofen

Seit einigen Jahren kommen immer wieder neue und frische Ideen aus der ­Vanlife- und Tiny-House-Szene herüber­geschwappt, nicht immer praxisgerecht für Offroadcamper, aber meist mit Stil. Hier wurden auch die Schiffsöfen wieder­entdeckt, sind sie billig in Anschaffung wie Betrieb, einfach einzubauen, simpel zu nutzen, originell, dekorativ. Ein Ofen in großen Reise-­Lkw ist nichts Neues, schon in den 1970er- und 1980er-Jahren wanderten oft Schiffsöfen von Dickin­son oder Davey in die Wohnkabinen von Globetrottern. Auch die erste Truma-­Heizung, die „Truma-­matic” von 1961, setzte auf Strahlungswärme. Mit Gasbrenner zwar, aber als lokale Wärmequelle, ohne Strom­verbrauch. Kein Wunder, waren doch die Batteriekapazitäten lange Zeit nicht so groß, als dass man sich dauerhaft mitlaufende Lüfter hätte erlauben können (Marktstart für die erste Gebläseheizung Trumatic E: 1975).

Nun erleben die Öfen ihre Renaissance: mal aus praktischen Erwägungen, mal aus Stromökonomie, meist aus romantischen Gefühlen der offenen Flamme gegenüber. Da in den vergangenen Jahrzehnten die Autos erheblich an Volumen gewonnen haben, funktioniert das Ofenprinzip auch besser als früher. Es gibt eine größere Auswahl an Modellen und mehr Zubehör. Klingt alles soweit gut – wäre da nicht die Sache mit der Feuergefahr, und den mit ihr verbundenen Problemen.

Keine Norm regelt den Einbau eines Ofens im Camper

Offenes Feuer im Auto – unmöglich!

In der StVZO nach einem Paragraphen zu offenen Feuerstellen in Kraftfahrzeugen zu suchen, ist ein vergeblicher Akt, doch was bei einem Fahrzeug nicht ausdrücklich erlaubt ist, fällt erst einmal unter „verboten”. Sachverständige der Prüf­organisationen finden keine Antworten, auch Schornsteinfeger sind nicht zuständig, solange das Mobilheim noch mobil ist. Eine Zulassung aus dem Ausland importierter Miniöfen gemäß Bundesemissionsschutzverordnung? Eine ­Seltenheit. Versicherungsagenturen oder Makler schütteln ebenfalls die Köpfe, oft mehr aus Reflex, denn dank Fachwissen. Tenor: Feuer im Auto? Besser nicht. Und damit liegen sie so falsch nicht.

Schon in den immobilen vier Wänden kann ein falsch installierter Kamin tödlich sein: unsichtbar durch Kohlenmonoxid oder ganz plakativ durch ein ausbrechendes Feuer – um den Ofen herum, oder als Rußbrand im Schornstein. Passiert dies in ­einem Camper, der zu weiten Teilen aus brennbarem Material besteht und leicht entzündlichen Kraftstoff an Bord hat, ist die Katastrophe klar. Hinzu kommt: Der Wagen erlebt auf Straße und Piste permanente Erschütterungen, ursprünglich luftdichte Verbindungen können sich unbemerkt öffnen, Dichtungen sich setzen. In den wenigen Kubikmetern einer Wohnkabine hat es Kohlenmonoxid nicht weit bis in die Nasen derer, die beim Blick auf das knisternde Kaminfeuer eingeschlummert sind.

Nordpeis Orion Gussofen aus Norwegen, Heizleistung: 4,9 Kilowatt, Gewicht: 72 Kilogramm,Maße: (B/H/T) ca. 28 x 30 x 27 Zentimeter, Preis: circa 700 Euro. nordpeis.de

Eigeninitiave – unumgänglich

Einen Kaminofen zu installieren, ist ein anderes Sujet als der Einbau einer Standheizung. Hier gibt es keine verlässlichen Infos, Fakten und Tutorials, nur persönliche Erfahrungen, Youtube-Clips und Insta-Inspirationen. Bei Abgas­temperaturen von mehreren hundert Grad Celsius und einem Frischluft­bedarf von etwa zehn Kubikmetern Luft pro Kilogramm Brennholz wird schnell klar, dass ein Ofeneinbau kein Spaß für Zwischendurch ist. Tipp: Sprechen Sie Ihren Kaminkehrer an, damit er Sie bei der Konzeption begleitet, planen Sie mit allen verfügbaren Reserven, mit Netz und doppeltem Boden.

Erwarten Sie von Dritten keine belastbaren Fakten zu ­einem fachgerechten Aufbau, weder vom Hersteller oder Importeur des Ofens, noch von Händlern oder anderen „Sachverständigen”. Vertrauen Sie auf Ihr eigenes Urteilsvermögen – wenn Sie sich an Standards aus dem Kaminbau für Immobilien orientieren, sind Sie auf der sicheren Seite. Und doch wer den Baustellen bleiben, für die es keine Patentlösung gibt: Durchbrüche durch Sandwichwände oder -decken, aufsteckbare Kaminrohre, Rußeintrag durch Fahrtwind, Hitzeschilde für das umstehende Mobiliar. Wir haben die wichtigsten Eckpunkte zusammengefasst, auf die es bei Aufbau und Betrien ankommt.


Recht & Ordnung

Für den Einbau eines Ofens im Fahrzeug gibt es keinen rechtlich bindenden Rahmen. Streng genommen, ist eine offene Feuerstelle im Camper nicht zulässig.

Schornsteinfeger

Für den Betrieb von Feuerstätten greift in Deutschland vor allem das Baurecht mit der Feuerungsverordnung (FeuVO oder FeuV) und der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV). Zuständig für die Abnahme und turnusgemäße Überprüfung und Reinigung von Feuerstätten sind die jeweiligen Bezirksschornsteinfeger. Allerdings beschränken sich die Zuständigkeiten und Verordnungen auf Feuerstätten an oder in Gebäuden. Sind Öfen in Fahrzeugen verbaut, sind Schornstein­feger somit gar nicht zuständig. Wer (s)einen Schornsteinfeger jedoch schon bei der Planung beratend mit ins Boot holt, kann zumindest ­sichergehen, dass die technische Installation so weit fehlerfrei und sicher ist, wie es die Möglichkeiten am Fahrzeug erlauben. Nicht jede Vorgabe vom heimischen Kamin lässt sich auf ein Fahrzeug übertragen.

Zulassung

Auf Anfrage des EXPLORER äußerten sich TÜV und DEKRA sehr zurückhaltend hinsichtlich der Zulassungsfähigkeit eines Reisemobils mit eingebauter Feuerstätte. Nach Auskunft des TÜV Nord gäbe es hierzu keine klare Verordnung, die den Einbau und Betrieb regelt – ­einen Ofen in die Fahrzeugpapiere eintragen zu lassen, dürfte daher unmöglich sein. Viele Fahrzeugbesitzer, die, mitunter seit vielen Jahren, einen Kaminofen im Fahrzeug nutzen, bestätigen jedoch einen offensichtlich vorhandenen Ermessensspielraum. Dennoch kann dies auch anders aussehen: Ein TÜV-Sachverständiger teilte telefonisch mit, dass er eine Feuerstätte in einem Fahrzeug, egal welcher Bau- oder Zulassungsart, als nicht zulassungsfähig einstufen würde. Das bedeutet: Nicht nur die Wohnmobilzulassung erlischt, auch die ­allgemeine Betriebserlaubnis. Vorteil für Fahrzeugbesitzer, deren Aufbauten als Ladung gelten: Hier ist der Inhalt des Aufbaus für eine Hauptuntersuchung oder Abnahme irrelevant. Dieses Manöver kann auch beim Ofen selbst helfen: Ist der Ofen nicht fest montiert, sondern mobil, ist auch dieser als Ladung kein fester Bestandteil des Fahrzeuges. Doch Vorsicht: Das Nutzungsrisiko ist bei solchen mobilen Lösungen noch einmal erheblich höher!

Versicherung

Uneinigkeit in Sachen „Kamin im Reisemobil” zeigen die Versicherer. Von „grundsätzlich nicht versicherbar” (VHV, R&V) über „höchstwahrscheinlich grob fahrlässig” (RMV) bis „hat keinen Einfluss auf den Versicherungsschutz” war bei einer StichprobenRecherche unter etablierten Reisemobil-Versicherern die gesamte Bandbreite vertreten. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Makler vor Ort, legen Sie bestenfalls schon im Gespräch Bilder von Art und Einbau des Ofens vor, verweisen Sie auf vergleichbare Nutzungen in Booten und Tiny Houses. Wer einen Holzofen in seinem Reisemobil verbaut und dies nicht der Versicherung meldet, muss davon ausgehen, dass der Versicherungsschutz bei einem Brandschaden nicht greift. Schlimmer noch, auch eine Folgehaftung beim Übergriff der Flammen auf andere Fahrzeuge oder Gegenstände, beispielsweise auf einem Stell- oder Campingplatz, ist möglich.

Ganz unten lauert Gefahr!

Der Feind ist unsichtbar, geruchlos und absolut tödlich! Kohlenmonoxid (CO) entsteht durch einen zu geringen Sauerstoffanteil bei der Verbrennung. Zieht der Kamin nicht richtig, kann durch die Zuluftöffnung hochgiftiges Kohlenmonoxid in den Wohnbereich entweichen. Das Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich zunächst am Kabinenboden. Deshalb immer auf eine saubere Verbrennung mit gutem Glut- und Flammbild achten und immer für ausreichend Frischluft sorgen. Ein zusätzlicher CO-Warnmelder ist obligatorisch, um die Gefahr zu minimieren. Kaminöfen mit Außenluftanschluss reduzieren die Vergiftungsgefahr erheblich. Den Alarm maximal auf Kniehöhe im Fahrzeug installieren, gute Produkte gibt es ab etwa 30 Euro.

Bauart

G-Stove Heat View Edelstahlofen aus Norwegen Heizleistung: keine Angabe Gewicht: 9,4 Kilogramm, Maße: (B/T) 22 x 38 Zentimeter, Preis: circa 355 Euro. tiny-stove.com

Offroadtaugliche Öfen müssen sicher stehen, rüttel- fest und bruchsicher sein. Der wärmespeichernde Schamottstein ist schwer und empfindlich für Erschütterungen, auch Gusseisen kann bei auftretenden Spannungen beginnen zu reißen. Einfache Blechöfen sind die bessere Wahl, und wiegen nur etwa ein Fünftel des gleich großen Gussofens. Bietet der Ofen einen Anschluss für eine Zuführung von Außen­frischluft, können in der Wohnkabine die Fenster geschlossen bleiben, zieht sich der Ofen die nötige Verbrennungsluft aus dem Innenraum, muss dieser aktiv belüftet werden. Die Auswahl an geeigneten Ofenmodellen gestaltet sich schwierig: Die meisten Öfen für Yachten und Tiny Houses bieten mindestens drei bis vier Kilowatt, zu viel für die meisten Vans und Kabinenaufbauten.
Ein nicht unwichtiges Detail: Da kaum ein Ofen als Reisemobil-­Produkt oder gar Offroad-Ofen konzipiert wurde und beworben wird, sind Reklamationen und Garantieansprüche ausschließlich auf Kulanzbasis seitens des Händlers möglich.

Leistungsberechnung

Die Wärmeleistung von Feuerstätten wird in Kilowatt angegeben, als Faustregel wird in älteren Wohngebäuden mit einem ungefähren Energiebedarf von einem Kilowatt je 15 bis 20 Kubikmeter Raumvolumen kalkuliert. Für einen Sechs-Meter-Sprinter mit Hochdach gibt Mercedes Benz ein Ladevolumen von rund 11 Kubikmetern zuzüglich Fahrerhaus an. Rechnet man großzügig rund ein Drittel davon für die Einbauten, Küche und Bad ab, bleiben rund acht Kubikmeter zu beheizender Raum übrig – es würde also schon ein winziger 1-kW-Ofen genügen, um den Transporter aufzuheizen. Ein Vergleich zur Diesel-Luftstandheizung bestätigt dies: Nach einer anfänglichen Aufheizphase unter Volllast reicht in einem Sechs-­Meter-Van eine 2-kW-Luftheizung im Teillastbetrieb aus, um den Wagen auf Temperatur zu halten. Toleranter sind schlecht gedämmte Shelter oder Aufbauten mit Stoffdächern, moderne Sandwich­kabinen mit luftdicht schließenden Türen und Fenstern können die Wärme eines Ofens nur abführen, wenn eine Dachluke oder ein Fenster zum Luftaustausch geöffnet wird.

Montage

Mangels verbindlicher Einbauanleitungen ist Eigeninitiative gefragt. Fünf Hürden gilt es zu meistern

Durchführung

Da das Rauchrohr nicht wie zu Hause an einen vorhandenen Schornstein angeschlossen werden kann, wird es mit identischem Durchmesser mittels einer geeigneten hitzefesten Dichtung nach ­außen geführt, entweder an der Seite oder durch das Dach. Bei einem ungedämmten Kastenwagen mit Blechdach ist das relativ unproblematisch, das Stahlblech verträgt die auftretenden Temperaturen relativ problemlos, Schwachstelle ist hier der wenig hitzefeste Lack. Ein Durchbruch in einer Sandwichkabine, oder grundsätzlich durch in Reisemobilen übliche Dämmstoffe hindurch, muss sorgfältiger geplant werden: XPS-Schaum hat eine Schmelztemperatur von 125 Grad Celsius, PE (Extremisolator) schmilzt bei etwa 90 Grad Celsius, PU-Schaum schon bei 80 Grad Celsius. Die Dämmung sollte rund um den Durchbruch auf mindestens zehn Zentimeter Radius herausgeschnitten und die Schnittkanten sollten versiegelt werden.

Ein doppelwandiges Rohr – oder eine Rohr-in-Rohr-Lösung – führt die Abgase durch die Wand nach außen, der Zwischenraum zwischen Fahrzeugdämmung und Rohr wird mit Steinwolle aufgefüllt. Sie hat einen Schmelzpunkt von über 1.000 Grad Celsius. Bleibt der Außenkamin während der Fahrt nicht montiert, sollte das durchgehende Abgasrohr mit einer Kappe abgedeckt werden. Gefahr: Vergisst man vor dem Anheizen den Kamin zu öffnen, kann das Abgas nicht abziehen. Durchbrüche in der Fahrzeugseite sollten mit Leitblechen großflächig abgeschirmt werden.

Einbauort

Für den Einbau von Feuerstätten in Reisemobilen gibt es keine Vorschriften. Damit der Ofen nicht die Kabine in Brand steckt, sollte man sich an den Vorgaben für heimische Feuerstätten orientieren. Diese sehen einen Mindestabstand von 80 Zentimetern zu allen brennbaren Materialien vor – so viel Platz bieten nicht einmal große Lkw. An nicht brennbare Wände kann der Ofen seitlich und rückseitig auf bis zu 20 Zentimeter heranrücken. Je zentraler der Ofen im Raum steht, desto gleichmäßiger verteilt sich seine Wärme im Raum. An Front- oder Rückwand des Aufbaus platziert, bietet sich die Möglichkeit, ein schwenkbares Ofenrohr anzubringen, das auch während der Fahrt montiert bleiben kann.

Steht der Ofen mit dem Rücken zur Fahrer- oder Beifahrerseite, ragt ein Wandkamin zur Seite hinaus und ist anfällig für Beschädigungen durch im Gelände herunterhängende Äste. Soll der Ofen nicht nur dekorativen Charakter haben, sondern als relevante, gar primäre Wärmequelle dienen, ist es wichtig, dass er sich schnell und einfach mit neuem Holz bestücken lässt. Je näher er an der Tür ist, desto schneller ist Brennholz von außen nachgeholt und bereitgelegt. Je besser er von Bett oder Sitzgruppe aus erreichbar ist, desto weniger Lauferei. Da die geeigneten Öfen äußerst kleine Brennräume haben, hält frischer Brennstoff nicht länger als 15 bis 20 Minuten. Häufig werden die Öfen auf Podesten montiert, um darunter Platz für Brennholz zu schaffen. Je höher das Podest, desto schlechter zieht der Ofen die kalte, bodennahe Luft an.

Rauchrohr

Das Rauchrohr sollte mit möglichst wenig Umwegen, mit wenig Bögen und ohne Verengungen nach oben bis zur Durchführung durch Wand oder Decke verlegt werden. Der Durchmesser des Ofenrohrs ist durch den Kamin vorgegeben, 80 Millimeter Rohrdurchmesser sind populär, manche Produkte (darunter Dickinson) haben auch Rohre mit zölligem Maß (3 Zoll / 75 mm). Die hohe Oberflächentemperatur einwandiger Abgasrohre macht es schwierig, sie durch temperaturempfindliche Wände zu führen, doppelwandige und isolierte Rohre sind hierfür die bessere Wahl. Da die Heizleistung der Öfen in der Regel den Bedarf übersteigt, ist die dadurch geringere Wärmeabgabe durch das Abgasrohr vernachlässigbar. Die standardisierten Rohrelemente werden ineinander gesteckt, sie mit Schrauben oder Schellen zu sichern, ist empfehlenswert.

Brandschutz

In vermutlich keinem Reisemobil lässt sich ein Abstand zwischen Ofen und (brennbaren) Wänden von 80 Zentimetern umsetzen, wie er für eine Installation in Gebäuden vorgeschrieben ist. Deshalb geht man im Fahrzeug einen anderen Weg und montiert groß­flächig Hitzeschilde, vorwiegend aus Blechtafeln. Es genügt jedoch nicht, ein dünnes Baumarkt-Alublech auf die Holz-Unterkonstruktion zu schrauben. Wird das Blech zu heiß, kann sich das dahinterliegende Material noch immer entzünden. Ein Hitzeschutz, der seinem Namen gerecht wird, ist zwei, besser drei, Millimeter dick und liegt nicht flächig auf der Wand auf, sondern ist wenigstens ­einen Zentimeter tief hinterlüftet. Grundsätzlich könnte zwar auch mit mineralischen Platten gedämmt werden, Calciumsilikat oder Gipskarton / Gipsfaser erhöhen auch den Brandschutz, leider sind diese Materialien alles andere als erschütterungsfest.

Ein fachgerechter Hitzeschutz ist es dann auch, der die Gewichtsbilanz einer Ofeninstallation endgültig verhagelt: Ein Quadratmeter Stahlblech in zwei Millimeter Stärke wiegt 15 Kilogramm. Ebenfalls wichtig: Der Boden vor dem Ofen muss feuerfest sein, damit herausfallende Glut keinen Schaden anrichtet – 80 Zentimeter Radius sieht die Norm für einen Haushaltsofen vor, hier kann man in Anbetracht der kleinen Mobilheimöfen und ihrer Miniaturbrennräume sicherlich etwas knapper kalkulieren. Zum Brandschutz gehört aber ebenfalls, das äußere Kaminrohr lang genug zu planen: Steigen Ruß und Asche noch glühend in die Luft, können sie auf dem Dach mindestens hässliche Brandflecken hinterlassen, schlimmstenfalls größeren Schaden anrichten. Die Immobilienrichtlinie, dass der Schornstein den höchsten Punkt des Daches um mindestens 40 Zentimeter überragen sollte, ist ein guter Richtwert.

Dickinson Newport Feststoff-Wandofen/Schiffsofen
Heizleistung: 2 Kilowatt
Gewicht: 7,5 Kilogramm     
Maße: (B/H/T) ca. 20 x 37,5 x 23 Zentimeter,
Preis: ca. 630 Euro
toplicht.de

Schornstein

An Wohngebäuden muss der Austritt eines Rauchrohres mindestens 1,5 Meter von umliegenden Fenstern und Lüftungs­öffnungen entfernt verbaut sein und mindestens einen Meter über die umliegenden Fenster hinausragen, damit die Abgase nicht zurück in den Wohnraum gelangen können. Ein bei Reisemobilen nur mit steck- oder schwenkbaren Schornsteinrohren umsetzbares Maß.

Auch ein Problem: Winddruck auf die Schornsteinöffnung muss unbedingt vermieden werden. Im Betrieb zieht der Kamin dann nicht richtig. Drückt der Wind sogar die Luft durch das Rohr zurück in den Brenn- und dadurch auch in den Wohnraum, kann es zu einem lebensgefährlichen Sicherheitsrisiko kommen – Vergiftungsgefahr durch Kohlen­monoxid! Weniger gefährlich, dafür störend: Fahrtwind oder Seitenwind, der in ein umgelegtes Kaminrohr weht, kann Asche aus dem Brennraum in den Wohnraum wehen. Deshalb ist ein am Ende offenes Kaminrohr unbedingt zu vermeiden, mindestens sollte eine kleine Hutz aufgesetzt sein. Passende Hauben sind als Fertigteil erhältlich.

Besser funktioniert eine H-förmige Kaminhaube. Ein fest montierter Schornstein, der (normgerecht) über das Dach hinausragt, hat bei einem Offroad-Mobil kein langes Leben – praxisgerechter ist es, das außenliegende Rohr als schwenk- oder steckbare Variante zu bauen. Allerdings benötigt man bei letztgenannter Möglichkeit auch immer einen Stauraum für den (vom Ruß dreckigen) Schornstein. Eine feuerfeste Verkleidung von Wand und Dach und kein Fenster im direkten Umfeld vorausgesetzt, bietet sich auch die Option, den Schornstein fest zu montieren und auf Dachhöhe enden zu lassen.

Damit ein Ofen gut zieht und sauber verbrennt, sollten zwischen Brennraum und Oberkante Schornstein mindestens zwei Meter Höhenunterschied liegen. Das Rauchgas selbst, nicht die Rohrtemperatur, sollte beim Austritt aus dem Schornstein noch mindestens 60 Grad betragen.

Ein klappbares Rohr an Stirn- oder Heckseite kann montiert bleiben, feste Rohre sind anfällig für Astkontakte. Eine H-förmige Hutze schützt gut vor Wind, Sog und Regen, ein Abgang auf Kabinenhöhe ist nur bei einer feuerfesten Außenwand möglich (hier: Aluminium)

Nutzung

Aller Lagerfeuer-Romantik zum Trotz: Ein Kaminofen im Fahrzeug ist rustikal, unpraktisch, sperrig und schmutzig. Das muss man mögen.

Der Gedanke, ein Ofen könne alle Brennstoffprobleme auf Reisen lösen und dem Leben im Camper eine neue, abenteuerliche Komponente geben, ist so lange romantisch und schön, bis sich der Ofen im Reisealltag bewähren muss. Dann besteht zwischen Holzsuche und -verarbeitung, Ruß aus dem Fahrzeug kehren und wischen, Fenster aufreißen zum Lüften, Finger verbrennen an den filigranen Bauteilen und frühmorgendlichem „Stein-Schere-Papier” spielen, wer aus dem warmen Bett steigen muss, um einzuheizen, schlagartig kein Interesse mehr an der erhofften Romantik. Immerhin: In Höhen, wo Dieselheizungen schon aussteigen und Gasheizungen nur noch einen Bruchteil ihrer Leistung liefern, brennt das Feuer weiter problemlos. Wenn man oberhalb der Baum­grenze nur Holznachschub finden würde!

Mischt sich Ruß mit Wasser, bleiben hässliche und hartnäckige Verfärbungen zurück. Schnell reinigen! Genauso wichtig: ein vernünftiger Feuerlöscher in Griffweite

Dreckschleuder

Ein Feststoffofen macht permanent Schmutz: Asche rieselt aus dem Brennraum, Holzspäne liegen im Auto, leichte Rußspuren setzen sich auf den Möbeln ab, vermischen sich mit dem Kondensat der Nacht zu einer schwarzen Schmiere an den Fenstern, das Mobiliar, die Polster, die Kleidung – alles hat ein Lagerfeueraroma. Und auch auf einem Stellplatz macht man sich nicht immer Freunde, wenn der Rauch um die Mobile der Nachbarn wabert.

Bremse

Am Stellplatz eingerichtet, das Feuer knistert, dann muss doch noch einmal umgeparkt werden? Mit einem Kaminofen nicht so einfach machbar, zu groß ist die Gefahr, dass Glut oder glühende Asche aus dem schaukelnden Ofen geschleudert werden könnte – wenn sich denn überhaupt der aufgebaute heiße Schornstein demontieren lässt. Trostpflaster: Der Brennraum der meisten Öfen ist so klein, dass das Feuer in weniger als 30 Minuten ausreichend heruntergebrannt ist.

Lufttrockner

Wintersportler und Schneefans werden die trockene Ofenluft lieben, die dafür sorgt, dass Schuhe, Jacken und Handschuhe im Handumdrehen wieder trocken sind, wer sich an der Luftqualität stört, stellt eine Schale mit Wasser auf die Ofenplatte. Vorsicht bei Fahrzeugausbauten mit hohem (Massiv-)Holzanteil, das verbaute Material kann ­beginnen zu schrumpfen, sich zu verziehen oder rissig zu werden.

Kalte Kiste

Kabinenaufbauten, die vom Fahrerhaus getrennt sind, werden während der Fahrt auskühlen, solange keine zweite Heizung parallel zum Ofen eingeplant wird. Beim Wintercamping heißt das auch: Frostfreiheit im Innenraum ist nicht garantiert, da erst am neuen Stellplatz wieder eingeheizt werden kann.

Die richtige Luft

Feuer braucht Luft! Die Verordnungen für herkömmliche Kamine in Wohngebäuden sehen eine Mindestraumluftmenge von vier Kubikmetern je Kilowatt Heizleistung vor. In beinahe allen Fahrzeugaufbauten ist demnach eine zusätzliche Luftzufuhr nötig. Die Zwangs­belüftung einer Dachluke reicht hierfür jedoch bei Weitem nicht aus: Die Zuluftöffnung in der Kabinenseite oder im Fußboden muss mindestens 150 Quadratzentimeter groß sein – ein Fenster beispielsweise. Alternativ kann eine Luftzufuhr von außen direkt an den Ofen angeschlossen werden, sofern dieser einen passenden Anschluss bietet, es ist die mit Abstand sicherste Lösung.

Cubic Mini CB-1008 CUB Beliebter Miniofen aus Kanada, Heizleistung: 2 Kilowatt, Gewicht: 11 Kilogramm, Maße: (B/H/T) ca. 28 x 30 x 27 Zentimeter
Preis: 379,95 Euro cubicminiwoodstoves.com

Das richtige Holz

Damit der Ofen im Auto auch wirklich Spaß macht und nicht stinkend vor sich hinraucht, ist die richtige Restfeuchte des Holzes ein entscheidendes Kriterium. Einfach ein paar Äste aus dem Wald mitbringen und sie anzünden funktioniert nicht: Perfektes Kaminholz trocknet ein bis drei Jahre bis es ofenfertig ist. Frisches Holz, mit einer Restfeuchte von über 20 Prozent, führt zu einer unsauberen Verbrennung, deren Rauch zudem sehr aggressiv ist. Wer mit Ofen reist, gewöhnt sich deshalb schnell an, geeignetes Brennholz immer dann zu bunkern, wenn es eine Möglichkeit gibt – was Staukapazitäten frisst. Einige Kamine können alternativ auch mit Pellets oder Briketts betrieben werden, was aber dem Grundgedanken der autarken Wärmequelle zuwiderläuft. Vorteil des Ofens: Einsatz kreativer Brennstoffe. Den guten Brennwert von getrocknetem Kameldung konnten schon einige Zentralasien-Reisende bestätigten.

Tiny Stove Classic, Schweizer Holzofen, Heizleistung: 1,5 – 3 Kilowatt, Gewicht: 12,5 Kilogramm, Maße: (B/H/T) 27 x 30,2 x 22,9 cm Preis: circa 830 Euro, tiny-stove.com

Interessante Idee: Wer eine Wasserheizung im Fahrzeug montiert hat, kann sich die Ofenwärme über Wärmetauscher abgreifen und so das Fahrzeug noch umfassender erwärmen. Der Wärmeentzug klappt beispielsweise über einen Plattenwärmetauscher oder über eine Schleife aus Kupferrohr, die um das Rauchrohr gewickelt wird.

Empfehlung

Planen Sie einen Holzofen nie als primäre oder einzige Wärmequelle ein, wenn das Fahrzeug als Reisemobil genutzt werden soll. Als Ergänzung zu einer vorhandenen Gas- oder Dieselheizung bietet ein Ofen handfeste Vorteile und ist ein sinnvolles, unkaputtbares Backup. Als einzige Heizung ist ein Holzofen nur etwas für Dauerparker mit guter Brennstoffversorgung.

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