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Neuseeland – Roadtrip ans Ende der Welt

Mächtige Gebirge, ruhige Buchten und eine reiche Kultur: Mitten im Pazifik liegt ein kleines Paradies. Ein Besuch im neuseeländischen Frühling

Fjorde, die weit ins Landesinnere schneiden, tief hinabstürzende Wasserfälle, kristallklares Wasser und leuchtende Wiesen, so weit das Auge reicht. Neuseeland ist für manch einen der Inbegriff von uneingeschränkter Schönheit und Natürlichkeit. Ein Paradies auf der anderen Seite der Welt. Was sich wohl der Nieder­länder Abel Tasman gedacht hat, als er 1642 als erster Europäer die Inselgruppe in Ozeanien erreichte? Sicherlich war er von ihrem Anblick genauso überwältigt, hatte er per Segelschiff zudem eine anspruchsvolle Anreise hinter sich, deren Strapazen man sich heute kaum noch vorstellen kann. Und dann: setzte er nie einen Fuß auf neuseeländischen Boden, denn bei der ersten Begegnung mit den Ureinwohnern kamen vier seiner Seeleute ums Leben.

Fürchten muss sich heute niemand mehr. Doch wer die beiden Hauptinseln und ihre Eilande bereisen möchte, der muss auch heute noch große Strapazen auf sich nehmen – zumindest für heutige Verhältnisse. Mehr als einen vollen Tag dauert der Flug von Deutschland aus bis zur anderen Seite der Welt. Aber ist das Ziel erst einmal erreicht, heißt es eintauchen in die Natur – die sich Abel Tasman nur mit dem Fernrohr anschauen konnte.

Auf Tauchgang in die Natur

So schnell wie man vom Flughafen in den Trubel der modernen Stadt gelangt, genauso plötzlich findet man sich inmitten der Natur wieder. Die Banks-Halbinsel gibt einen ersten Eindruck, auf welche Vielfalt man sich in den nächsten Wochen einstellen darf: grüne, felsige und bewaldete Hügel, bis zu 920 Meter hoch, umgeben von türkisfarbenem Meer, Palmen und üppig grünen Wiesen. Entlang der Küste in Richtung Norden versuchen sich Frühling, Sommer und Herbst innerhalb von drei Stunden zu übertrumpfen.

Das Ergebnis: Ein Schlafplatz inmitten von blühenden Gräsern, mit Blick auf den Strand und die Wellen des Pazifiks. Auf der anderen Seite des Campers sind die schneebedeckten Gipfel der südlichen Alpen der Region Canterbury zu erkennen. Der nächste Morgen – es ist noch immer recht frisch – wartet mit einer Überraschung auf. Eine riesige Gruppe Delfine zieht an der Küste vorbei, etwa 20 Tiere tauchen wie aus dem Nichts auf.

Während die Delfine munter durch das Wasser springen, sieht es für eine andere Tierart düster aus: Der Kiwi, das Nationaltier Neuseelands, ist bedroht. Inzwischen gibt es nur noch knapp 65.000 Exem­plare. Einst war der Staat Lebensraum für zwölf Millionen Vögel, bis der Mensch mit Wieseln, Katzen, Hunden und Ratten ihre Feinde auf die Inseln einschleppte.

Zwar kann der Kiwi schnell und ausdauernd laufen, doch durch seine sehr kurzen Flügel ist er flugunfähig, was ihm eine Flucht deutlich erschwert – hatte er doch bis zur Ankunft des Menschen keine natürlichen Feinde. Umweltschützer haben inzwischen Schutzzonen für die Vögel eingerichtet und bringen sie zum Teil auf Inseln, auf denen keine Raubtiere leben. Sie haben die Hoffnung, dass so mehr als nur aktuell fünf Prozent der Küken überleben.

Sportplatz: Neuseeland ist ideal für Outdoorsportler. Hier kann man nicht nur wandern, Ski und Kajak fahren, sondern auch surfen

Auf der Suche nach dem Paradies

Entlang der malerischen Route des Queen Charlotte Drive im Norden der Südinsel eröffnet sich der Blick auf die zahlreichen kleinen Inseln und Meeresarme des Marlborough Sounds. Beim Durchstreifen des Regenwalds während eines abendlichen Ausflugs schwirren auf dem Weg zu einem Wasserfall viele leuchtende Glühwürmchen umher. In drei bis fünf Tagen kann man in dieser Umgebung den knapp 70 Kilometer langen Queen Charlotte Track entlangwandern, durch dichte Buchenwälder, vorbei an Farnen und begleitet von den Rufen der endemischen Vogelwelt.

Auf bis zu 470 Metern über dem Meeresspiegel folgt man den Spuren der Maori, der indigenen Bevölkerung Neuseelands. Wann genau die Maori nach Neuseeland übersiedelten, ist ungewiss. Es wird angenommen, dass sie vor über 1.000 Jahren aus Polynesien herkamen. Nachdem James Cook die beiden Inseln im Jahr 1769 bereiste, besiedelten immer mehr Briten den Staat und schleppten Krankheiten ein, an denen viele der Ureinwohner starben.

Die Kolonialisierung im darauffolgenden Jahrhundert sorgte im Zuge der Neuseelandkriege für Enteignungen, die für die Maori den wirtschaftlichen und sozialen Abstieg bedeuteten. In den 1960er-Jahren erlebte deren Kultur jedoch einen Aufschwung: Inzwischen ist Maori neben Englisch die offizielle Landessprache. Die Kriegstänze, Sprache, Bräuche und traditionellen Tätowierungen sind tief in der neuseeländischen Kultur verankert. Heute machen die Maori rund 14 Prozent der Bevölkerung aus. Sie nennen ihr Land Aotearoa: Land der langen weißen Wolke.

Ebenfalls an der Nordspitze ist der kleinste Nationalpark Neuseelands gelegen, benannt nach dem Entdecker Abel Tasman. Asphaltierte Straßen sind hier Fehlanzeige, nach 45 Minuten über eine Schotterpiste ist das Camp nahe eines Sandstrandes erreicht. Der Nationalpark ist ­bekannt für seine goldfarbenen Strände, die in kleinen Buchten von grün bewachsenen Klippen eingerahmt werden. Die paradiesische Landschaft lädt bei bestem Wetter zu Wanderungen, Kajaktouren und zum Baden ein, denn hier soll Neuseeland mit den meisten Sonnenstunden auftrumpfen.

Während es im Norden und Osten recht mild ist, herrscht an der Westküste aufgrund der Westwinde ein deutlich feuchteres Klima. Im Südwesten zieht der ­Fiordland-Nationalpark viele Besucher an – kein Wunder, wartet die Landschaft um den Milford Sound doch mit einer spektakulären Natur auf: riesige Fjord­landschaften, imposante Wasserfälle, und mit ein ­wenig Glück kann man hier sogar Pinguine oder den endemischen Kea beobachten, einen legendär rücksichtslosen Papagei.

Gern genutzt wird die Möglichkeit, den Besuch der Fjorde mit einem Abstecher nach Queenstown, der wohl angesagtesten Stadt Neuseelands, zu verbinden. Am idyllischen See Wakatipu gelegen, grenzt sie an die östlichen Ausläufer der Neusee­ländischen Alpen und die Gebirgskette The Remarkables. Wem langweilig wird: Mountainbiken, Wandern, Angeln und Snow­boarden gehört hier zum ganz normalen Feierabendprogramm.

Frühling, der Herr der Farben

drei Grad und der Regen setzt erneut ein. In Neuseeland ist nun Frühling. Die Jahreszeiten sind den europäischen entgegengesetzt, weshalb die meisten Besucher von Dezember bis Februar hierher ­kommen – im Hochsommer kann es also voll werden.

Weiter im Inland, fernab des Highways, führen Schotterwege durch die Hochebenen der unberührten Bergwelt. Grün und golden leuchten die Weideflächen. Flüsse queren den Weg, teils leiten schmale Brücken auf die andere Seite, teils muss man sich seinen Weg durch die Verzweigungen des Flusses selbst suchen. Doch zu- nehmend werden Strecken für Fahrzeuge gesperrt. Grund dafür sind immer wieder Offroader, die sich nicht an die Regeln halten.

Teuflisch schön: Die Devil’s Punchbowl Falls sind 131 Meter hohe Wasserfälle im Arthur’s Pass National­park, im Herzen der Insel

In der Mitte der Insel angekommen, erreicht man den Tepakosee. Er ist bekannt für seine klaren Nächte, denn störenden Lichtsmog gibt es in dieser Umgebung nicht. Generell gilt ein Großteil des Landes als frei von Lichtverschmutzung, weshalb 4.300 Quadratkilometer der Südinsel als internationales, geschütztes Himmels­reservat anerkannt wurden. Ein Stern leuchtet heller als der andere, der tiefschwarze Himmel scheint zum Greifen nah.

Doch sobald sich die Sonne ihren Weg über den Horizont bahnt, scheint es, als wäre über Nacht ein Farbtopf explodiert. Das Ufer und der Wegesrand entlang des Highways sind gesäumt von lilafarbenen, pinken, gelben, weißen und orange­farbenen Lupinen. All diese Farben, in Kombination mit den schnell wechselnden Wetterumschwüngen, machen den 710 Meter hoch gelegenen Gletschersee so besonders.

Als sich die dunklen Regenwolken verziehen, kommen die umliegenden Gebirge zum Vorschein. Schnee hat sich auf ihren Gipfeln abgelegt und sie werden von der Sonne in pinkes Licht getaucht. Ja, Neuseeland ist so schön wie in der „Der Herr der Ringe”-Verfilmung. Ob ein dreiwöchiger Besuch auf der anderen Seite der Welt dann überhaupt genügt? Die Inselgruppe ist imposanter, märchenhafter und mitreißender als die grüne Landschaft und die Gebirgswelten auf der Kinoleinwand. Neuseeland bringt jeden Tag eine neue, bezaubernde Überraschung hervor – selbst wenn nur eine lange weiße ­Wolke an den Fjorden vorbeizieht.

Reiseinformationen Neuseeland

Neuseeland ist ein Inselstaat im südlichen Pazifik. Er besteht aus zwei Hauptinseln sowie zahlreichen kleinen Eilanden und ist östlich von Australien gelegen. Neuseeland wird als Grüne Insel bezeichnet, da es mit rund 4,9 Millionen Einwohnern auf 270.000 Quadratkilometern (im Vergleich Deutschland: 83 Millionen / 360.000 km2) dünn besiedelt ist und über einen großen Artenreichtum verfügt.

Anreise

Um Neuseeland nur für ein paar Wochen zu bereisen, empfiehlt sich ein Flug von Frankfurt aus. Auf der Strecke von Deutschland wird kein Direktflug angeboten, mindestens ein- oder zweimal muss man umsteigen. Die Dauer beträgt insgesamt etwa einen ganzen Tag. Die Preise starten für einen Flug bei etwa 600 Euro. Verschiffungen sind beispielsweise über Seabridge Tours und die LPL Automotive GmbH möglich. In großen Städten gibt es ein breites Angebot an Mietcampern. Für die Einreise nach Neuseeland ist laut Auswärtigem Amt ein Reisepass erforderlich, der noch mindestens einen Monat nach der geplanten Ausreise gültig ist. Zudem müssen ein Rück- oder Weiterflugticket vorgezeigt werden können sowie der Nachweis über genügend Mittel zur Finanzierung des Aufenthaltes. Seit dem 1. Oktober 2019 benötigt man zudem die elektronische Einreisegenehmigung NZeTA. Deutsche Staatsangehörige benötigen erst ab einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten ein Visum.

Unterwegs in Neuseeland

In Neuseeland herrscht Linksverkehr. Bis auf ein paar Ausnahmen ist der Großteil der Straßen einspurig und kurvenreich. Neben­straßen sind häufig nicht asphaltiert. Laut Auswärtigem Amt werden ausländische Führerscheine für maximal ein Jahr nach Einreise an­erkannt, gegebenenfalls muss eine beglaubigte Übersetzung in englischer Sprache mitgeführt werden. Die Amtssprachen in Neuseeland sind Englisch und Maori. Die Währung ist der New Zealand Dollar (NZD), Bankautomaten sind vielerorts vorhanden. Die Lebensmittelkosten sind in etwa so hoch wie in Deutschland, Milch­produkte und Alkohol sind deutlich teurer.

Übernachten & Campen

Wildcampen ist in Neuseeland weit verbreitet, man benötigt jedoch einen „Self-Contained Camper”: Der Wagen muss mit einer Toilette, einem Frisch- und Abwassertank sowie einem Mülleimer mit Deckel ausgestattet sein. Mit dieser Ausstattung muss man mindestens drei Tage unabhängig reisen können. Self-Contained Camper sind durch eine blaue Plakette ausgezeichnet. Nicht überall ist wildes Campen erlaubt, die Verbotszonen sind entsprechend ausgezeichnet. Wer auf einem Campingplatz übernachten möchte, hat hier eine große Auswahl – viele werden privat geführt.

Navigation & Karten

Der Reise Know-How Verlag bietet für beide Hauptinseln je eine Autokarte an, so auch für die Südinsel im Maßstab 1:550.000 (10,30 Euro, ISBN: 9783831773978). Bei Reiseführern haben Neuseeland-Interessierte eine große Auswahl, darunter ebenfalls vom Reise Know-How Verlag, 2020 erschienen (27,70 Euro, ISBN: 9783831734047).

Beste Reisezeit

Insgesamt herrschen in Neuseeland milde Temperaturen, mit ­Regenschauern ist immer wieder zu rechnen. Die wärmsten, ­trockensten – aber auch beliebtesten – Monate sind Dezember bis Februar, denn dann ist in Neuseeland Sommer. Im Herbst (März bis Mai) ist es im Norden mit knapp 20 Grad noch recht warm, während im Süden im Winter (Juni bis August) die Temperaturen unter null Grad fallen können – perfekt für Wintersportler. Im September beginnt der Frühling und ist eine ideale Reisezeit für Wanderer.

Sicherheit & Gesundheit

Neuseeland gilt als sicheres Reiseziel. Taschendiebstähle können wie vielerorts an viel frequentierten Orten vorkommen. Vereinzelt kam es in der Vergangenheit zu Fahrzeugaufbrüchen rund um Queenstown. Da Neuseeland in einer seismisch aktiven Zone liegt, kann es zu Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten kommen. Das Gesundheitssystem ist gut ausgebaut.

Infos für Hundehalter

Wer mit seinem Hund einreist, muss einige Regelungen beachten. Das Tier benötigt unter anderem eine Mikrochip-Kennzeichnung sowie eine gültige Tollwutimpfung, die mindestens drei und maximal sechs Monate alt ist. Zudem ist eine Blutabnahme für mehrere Tests erforderlich und ein Heimtierausweis mitzuführen. Bei Einreise muss der Hund für zehn Tage in Quarantäne. Weitere Anforderungen: mpi.govt.nz/importing

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