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Polster-Lieferdienst

Ohne Polster ist es im Camper ziemlich ungemütlich. Wer sich einen neuen Wagen aufbaut – oder einen alten renoviert – und mit Nadel und Faden nicht umgehen kann, braucht einen Profi. Und der ist manchmal nur einen Mausklick entfernt

Die gute Nachricht ganz zu ­Anfang: Mag es nahezu unmöglich sein, für sein Autoprojekt einen Elektriker oder Installateur zu finden, ist es ein Leichtes, auch in Kleinstädten einen Ansprechpartner für die Sitzpolster ausfindig zu machen. Egal ob Polsterer, Innenausstatter, Sattler oder Segelmacher, irgend­einer ist immer da. Und es kommt noch besser: Weil Polster zu den Teilen eines Wohnmobils gehören, die man am liebsten austauscht, wenn nach einigen Jahren der Besitzer wechselt, oder nach langer Zeit mal eine Grundrenovierung fällig wird, haben sich auch zahllose Betriebe auf die Bedürfnisse von Campern spezialisiert. Da kann manchem doch ein Stein vom Herzen fallen.

Eine spannende Entwicklung der letzten Jahre ist, dass nicht einmal mehr die Suche nach einem Handwerksbetrieb vor Ort nötig ist, sondern beinahe jeder erdenkliche Polsterwunsch nur noch einen Mausklick entfernt ist. Das ist einfach, schnell und preiswert, hat aber auch seine Schattenseiten: Den Bezugsstoff kann man nur am Monitor beurteilen, die Schaumstoffqualität und dessen Härte nur anhand einiger Zahlen bewerten. Ausprobieren? Probesitzen? Vergleichen? Das geht auch künftig nur im Fachbetrieb vor Ort. Der bietet gleichzeitig auch eine Beratung mit viel Erfahrung, kann mit ein paar kleinen Kniffen für spürbar mehr Paxistauglichkeit sorgen.

Polster zu bestellen, ist eine reizvolle Idee, Probesitzen ist aber nicht möglich

Dazu gehören auch vermeintliche Nebensächlichkeiten: So sollte das Polster nicht auf die exakte Fläche der Unterlage zugeschnitten sein, sondern an der Vorderseite circa zwei Zentimeter über die Auflage hinaus­ragen – so liegt das Bein am Polster an, nicht an der harten Holzkante. Auch mit der Materialstärke lässt sich spielen, wenn man auf den passenden Schaum zurückgreift. So muss die Sitzbank­auflage mit sechs Zentimetern Stärke nicht unbequemer sein als ein Modell mit Zwölf-Zentimeter-Schaumkern, das aber gerade in kleinen Autos viel Platz kostet.

Beispiele wie dieses machen deutlich: Online-Polstereien können für erfahrene Käufer eine praktische und preiswerte verlängerte Werkbank sein, wer jedoch noch gar nicht weiß, was nötig und möglich ist, verliert in den Konfiguratoren und Angebotsseiten schnell den Überblick. Die Zeit, die anfällt, um sich durch die nötigen Informationen zu klicken, ist oftmals besser in einen Besuch beim Fachmann um die Ecke investiert. Der kann nachmessen, und auch nachfragen.

Bei komplizierten Formen kann man dem Polsterer auch Schablonen machen, anhand derer die Polster angefertigt werden

Das passende Handwerk ist gleich auf mehrere verschiedene Berufe verteilt, jeder mit eigenen Schwerpunkten, aber auch einigen Gemeinsamkeiten. So können der Polsterer und Innenausstatter bei Wohngestaltung und großen Sitzgruppen punkten, und der Fahrzeugsattler kann auch die Fahrersitze und Türverkleidungen passend zum Rest beziehen, während der Segelmacher vor ­allem bei technischen und robusteren Bezügen der richtige Ansprechpartner ist (aber auch Sonnen­segel und Ersatzradhüllen nähen kann).

Große Preisdifferenzen sollte man zwischen den einzelnen Gewerken nicht erwarten, gerade bei den einfachen geometrischen Formen von Dinetten oder Sitzbänken ist die Arbeitszeit gut kalkulierbar – solange keine ausgefallenen Ziernähte oder abgesteppte Bereiche gewünscht sind. Einen großen Anteil macht stattdessen das gewählte Material aus. So lässt sich Schaumstoff für 40 Euro je Quadratmeter (zehn Zentimeter Stärke) kaufen, aber auch für 150 Euro. Dasselbe gilt für Stoffe: Einfaches Material kostet vier Euro je Quadratmeter, hochwertige Qualitäten auch mal 50 Euro. Da die Sitzgruppe im Camper Dreh- und Angelpunkt ist, darf man hier nicht sparen, soll sie lange halten.

Wird der Sitzbankstauraum häufig genutzt, kann es sinnvoll sein, das Polster direkt am Deckel zu befestigen

Polster selbst nähen – lesen Sie mehr dazu im Heft 02-2018: explr.de/21225


Aldi ist mit der Idee erfolgreich geworden, Ware von Paletten weg zu verkaufen. Und wer heute einen Low-Budget-Camper aufbaut, kann viel Geld sparen, indem er Paletten­ware kauft – wenn auch in ­einem anderen Zusammenhang. Seit ­einigen Jahren ist es groß in Mode, sich für den Garten oder das Wohnzimmer Möbel aus Europaletten zu basteln. Ihr Maß: 120 x 80 Zentimeter. Und weil das, was anfangs noch originell und unkonventionell war, mittlerweile zum Massen­phänomen geworden ist (Paletten mit glatt gehobelter Oberfläche inklusive), lässt sich das passende Zubehör ebenfalls einfach bestellen.

Dazu gehören auch Polster in allen erdenklichen Formen und Farben zu fast unglaublichen Preisen: Die Polstergarnitur, die aus vier Paletten so etwas wie ein Sofa macht und auch für eine Vierer-Dinette genügt, gibt es ab 120 Euro. Und dafür bekommt man keinen Schrott, sondern robusten Outdoor-­Stoff mit 260 Gramm Flächengewicht pro Quadratmeter, OEKO-TEX-­Siegel inklusive. Wie lange der eingesetzte Schaumstoff seine Spannung hält, oder ob das vergleichsweise leichte Material (Raumgewicht je nach Anbieter: 25 – 30 kg/m3) schon nach einigen Wochen durchgesessen ist, könnte das größte Risiko beim Kauf dieser Garnituren sein.

Hinzukommt, dass die Maße zum Grundriss passen müssen. Der Großteil der Palettenpolster ist mit 1,2 Metern Breite zwar annähernd ideal, 80 Zentimeter Tiefe sind aber 20 Zentimeter mehr als man eigentlich für eine Sitzbank kalkuliert. Den vorhandenen Bezug umzu­nähen oder umnähen zu lassen, könnte sich dennoch als preiswerte Option anbieten. Besser ist es jedoch, das Angebot nach den selteneren Polstern mit 60 Zentimetern Tiefe zu durchforsten.

Was bei den äußerst günstigen Preisen nicht überraschen sollte: Maßhaltigkeit und Verarbeitungsqualität sind nicht immer überzeugend, die Reißverschlüsse von einfacher Qualität.



 

Was Profis können

Praktische Details an Polstern

Wer keine zwei linken Hände hat, schafft es, einen Polsterbezug zu nähen. Ob der faltenfrei, schlabbernd oder straff hängt oder klemmt wie eine Wurstpelle, ist erst einmal eine optische Angelegenheit. Bei intensiver Nutzung wirkt es sich aber auch auf die Lebensdauer aus: Zu locker liegender Stoff rutscht auf dem Schaumstoff umher und reibt sich kaputt. Zu straff gespannt, sind die Nähte unnötig stark belastet und beginnen, vorzeitig aufzureißen. Überhaupt: Ein quaderförmiger Bezug auf einem quaderförmigen Stück Schaumstoff beginnt zu wandern, weshalb Profis mit abgesteppten Bereichen arbeiten oder – ganz wie früher – Polster­knöpfe setzen. Entscheidend ist auch, die richtige Schaum- und Stoffqualität zu finden. Für ein Sitzpolster sind Schäume mit einem Raumgewicht von 30 – 40 Kilogramm pro Kubikmeter bei einer Stauchhärte von 40 eine gute Wahl, Rückenpolster sollten weicher ausfallen.


 

Polsterer – Wohnraum-Profi

Der Polsterer und Möbelpolsterer beschäftigt sich vorrangig damit, Stühle, Sofas und Sessel zu beziehen, zu restaurieren und neu aufzupolstern. Höchste Funktionalität und Wetter­beständigkeit stehen dabei nicht immer im Vordergrund. Mit einem fließenden Übergang zum Raumausstatter in die eine Richtung und zum Sattler auf der gegenüberliegenden Seite, verbindet der Polsterer aber das Wichtigste aus zwei Welten und ist für Wohnraumpolster im Camper ein perfekter Ansprechpartner.



Polster auf Knopfdruck

Online gibt es mittlerweile alles zu bestellen, auch maßgefertigte Polster. Wie gut das funktioniert, haben wir einmal ausprobiert

Lange Zeit war es die Stärke des Handwerkers vor Ort, beim Kunden Maß zu nehmen, eine Beratung für passende Materialien zu bieten und auch die kleinen Fallstricke in den Wünschen des Auftraggebers zu erkennen. Dies wandelte sich in den letzten Jahren zunehmend. Es ist normal geworden, sich selbst umfassend über sein Wunschprodukt zu informieren, und genau zu wissen, was man braucht.

Sie machen das genauso? Dann wird es Sie freuen, dass selbst komplizierte Polsterformen mittlerweile online bestellbar sind, mit einer großen Auswahl an Schaumstoffen, Bezügen, Verarbeitungstechniken und Qualitätsstufen. Das einzige Problem: Hat man sich vermessen oder verdacht, gibt es keine Möglichkeit zur Reklamation. Ob das den günstigen Preis wert ist, das muss jeder für sich entscheiden. Wir haben einmal ausprobiert, wie gut so ein Polster­konfigurator ist.

Die Entscheidung fiel auf den Anbieter „dein-polster.com”, dahinter steckt ein Schaumstoff- und Polsterlieferant aus dem westfälischen Spenge. Grund für die Wahl: Im Onlineshop war ein passender Bezugsstoff im Angebot, bis zu drei Musterstücke werden vor Bestellung kostenlos zugeschickt. Die Live-Auswahl ist geringer als beim Polsterer vor Ort, aber meist hat man sich ohnehin bereits für eine Richtung entschieden.

Sehr gut gemacht, aber an der falschen Stelle: der bestellte Rezess hätte woanders sein sollen.

Im Konfigurator auf der Webseite ließen sich anschließend mit wenigen Klicks die Polster konfigurieren und bemaßen. Verschiedene Schaumqualitäten stehen zur Wahl, mangels haptischem Testen sind unerfahrene Käufer hier aber auf die im Shop ausgesprochenen Empfehlungen angewiesen. Diese ordnen die Materialien zwar verständlich ein, ersetzen aber kein Probesitzen. Auch ob eine Wattierung notwendig ist oder nicht, entscheidet man beim Kauf nach Gefühl und tendiert dazu, eher mehr Optionen zu wählen als vielleicht nötig sind – ohne Frage auch ein Teil der Umsatzstrategie solcher Anbieter.

Die verschiedenen Schaumstoff­formen erlauben jedes erdenkliche Polster, in unserem Fall sind die Rücken­lehnen angeschrägt und in einem der rechteckigen Sitzpolster muss einseitig ein Rezess eingearbeitet werden. Der passende Bezugsstoff wird dazugeklickt, ebenso eine rutschhemmende Unterseite. Die Position des Reißverschlusses ließ sich nicht festlegen. Für eine hochwertige, aber nicht die verfügbare Topqualität, stehen 415 Euro auf der Rechnung, zahlbar im Voraus. Das ist für eine Zwei-Personen-Dinette nicht billig, aber sehr preiswert.

Drei Wochen später ist die Lieferung da. Dass die 80 Zentimeter langen Stücke mittig gefaltet wurden, erscheint rüde, nach zwei Tagen hat das Polster aber in seine alte Form zurück­gefunden. Der ­Anbieter betont, dass einmaliges Falten weniger schadhaft sei als die Polster zu rollen. Die Verarbeitung der Nähte ist sauber, die verwendeten Reißverschlüsse sind von guter Qualität und optisch ansprechend eingesetzt, die Maßhaltigkeit ist gut – mit einer Ausnahme: Ein Sitzpolster hätte über eine lange Seite ausgeklinkt sein müssen, beim gelieferten Polster ist der Rezess nun an einer kurzen Seite – dieses Teil wurde noch einmal neu angefertigt. Die Schaumstoffqualität lässt sich erst nach einiger Zeit beurteilen, ein Fazit wird folgen.


Segelmacher – Hand-Werker

Segelmacher verdienen ihr Geld damit, alle textilen Elemente auf Booten und Yachten herzustellen, aber auch Lkw-Planen, Zirkuszelte, Heißluftballons oder Gleitschirme, Markisen und Sonnensegel. Vor allem in Details wird auch heute noch viel mit der Hand genäht, so wie vor hundert Jahren. Die großen Flächen und robusten Materialien erfordern starke, kräftige Maschinen, dementsprechend sind die ganz filigranen Arbeiten und dünnen Stoffe nicht die größte Stärke der Segelmacher. Soll es aber robust und wetterfest sein, sind sie die richtigen Ansprechpartner, auch Sitzpolster gehören zum Portfolio fest dazu.


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