Informiert & inspiriert, 100 % werbefrei.

Informiert & inspiriert, 100 % werbefrei.

Verflixt und zugenäht: Wunden nähen

Solch einen Fall wünscht sich wohl niemand, erst recht nicht auf Reisen fernab der Zivilisation: Die Wunde klafft so groß, dass kein Pflaster mehr ausreicht. Da helfen wohl nur Nadel und Faden. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, wie es funktioniert

Autsch! Der Schnitt entstand im Bruchteil einer Sekunde, dafür wirkt der Schmerz umso länger nach. Wunden kennt jeder von Kindesbeinen an. Ärgerlich sind sie aber vor allem dann, wenn ein Pflaster und die Zeit zum Heilen allein nicht ausreichen – und in dem Moment weit und breit kein Arzt in der Nähe ist. Dann bleibt wohl nur noch die Möglichkeit, selbst Nadel und Faden in die Hand zu nehmen, vorausgesetzt, man hat das nötige Operationsbesteck griffbereit, traut sich so einen Eingriff überhaupt zu und hat bestenfalls bereits das Prinzip in einem Kurs gelernt.

Augen auf und durch

Und da die Verletzung auch ohne Nadelstiche schon genug wehtut, bleibt zudem die Überlegung: betäuben oder nicht? Wenn die Wunde mit nur wenigen Stichen genäht werden kann, lohnt sich eine Betäubung eher weniger, denn allein dafür müsste man zweimal die Nadel ansetzen. Also lieber die Zähne zusammenbeißen und darauf verzichten. Ist die Wunde jedoch etwas größer, lohnt es sich schon eher, darüber nachzudenken. Betäuben sollte allerdings wirklich nur der, der bereits Erfahrungen in einem Kurs gesammelt hat. Dabei ist es nämlich wichtig, mit der Spritze möglichst dicht unter die obere Hautschicht zu stechen. Im schlimmsten Fall erwischt man eine Arterie, die sich weiter unterhalb der Hautschichten befindet. Sie kann sich verkrampfen, was zu einer Sauerstoffunterversorgung des Bereichs führen und eine Amputation zur Folge haben kann. Oder aber der Verletzte ist gegen das Betäubungsmittel ­allergisch – das gilt es vor der Anwendung zu klären. Der Vorteil einer betäubten Wunde: Sie lässt sich besser reinigen, sollte sie stark verdreckt sein. Eine Wunde kann mit noch so viel Fleiß zusammengenäht sein – sobald sich darin Schmutz befindet, haben Bakterien eine optimale Ausgangslage, um sich zu vermehren und Entzündungen hervorzurufen. Also heißt es zunächst, ein sauberes Umfeld zu schaffen, bei kleinen Wunden ein Lochtuch zu verwenden, den groben Dreck aus der Verletzung zu spülen, ausgiebig mit einem Antiseptikum zu reinigen und sie im Anschluss zu trocknen.

Ist eine Wunde erschreckend groß, sollte man auf den gesunden Menschenverstand vertrauen und schnellstmöglich einen Arzt suchen. Das Einzige, was man in diesem Fall noch tun kann, ist, die Blutung zu stillen, für Ruhe zu sorgen, den Betroffenen hinzulegen und die Wunde abzudecken.

Vorbereitung auf den Ernstfall

Ein geläufiger Erste-Hilfe-Koffer ist bereits mit diversen hilfreichen Mitteln ausgestattet. Nähen kann man mit ihnen aber nicht. Operationsbesteck, wie einen Nadelhalter zum Nähen sowie eine Spritze und Kanüle zum Betäuben, bekommt man beim Apothekenbedarf. Je nach Qualität, gibt es gerade beim Operationsbesteck deutliche Preisunterschiede. Für den Laien – für den Notfall – reicht die kostengünstige Variante jedoch aus. Das Betäubungsmittel gibt es nicht frei verkäuflich, da es ein Medikament ist. Begibt man sich auf eine längere Reise und bespricht es vorher mit seinem Hausarzt, kann man es auch durch ihn erwerben. Das sollte man, wie bereits erwähnt jedoch nur, wenn man Erfahrung im Umgang mit der Betäubung hat.

Benötigtes Material

Wattekugeln zum Reinigen der Wunde (1). Nadelhalter mit Arretierung. Für besseren Halt steckt man den Ringfinger und Daumen in das Loch des Griffs und legt den Zeigefinger längs auf den Halter in Richtung Achse (2). Schere und Chirurgische Pinzette mit Widerhaken (3). Sterile Handschuhe zum Schutz (4). Kompresse zum Aufsaugen des Wundsekrets (5). Fäden in zwei verschiedenen Größen (3: dicker, 4: dünner) (6). Steriles Abdecktuch mit Loch zum Wundvernähen (7).

Bereit zum Nähen?

Die Arbeitsfläche ist gereinigt, die Wunde auch – dann kann es ja losgehen. Hoffentlich hat das nicht zu lange gedauert, denn Wunden dürfen nur genäht werden, wenn sie nicht älter als sechs Stunden sind. Ist dieser Zeitraum überschritten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie verunreinigt sind und im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung entsteht.

Wer das Vorgehen einmal üben möchte, kann sich dafür eine Schweinepfote beim Schlachter besorgen oder einfach eine Banane zweckentfremden. Die Haut des Tieres und der Frucht sind zwar etwas dicker als beim Menschen, doch auch der Mensch hat unterschiedlich dicke Hautschichten: So sind beispielsweise die Schichten in der Armbeuge deutlich dünner als die am Oberschenkel. Im Hinterkopf sollte man behalten, dass man möglichst die gesamte Haut nähen möchte, ohne dabei tieferliegende Strukturen mit einzubinden. Nun könnte man davon ausgehen, eine Wunde ließe sich mal eben zunähen wie eine kaputte Hose, doch komplexere Nähvarianten bleiben den Profis überlassen. Für Laien empfiehlt sich die Einzelknopfnaht. Das bedeutet, die beiden Hautschichten links und rechts neben der Wunde werden mit einem Faden vernäht, verknotet und der Faden anschließend über dem Knoten abgeschnitten. Der Vorgang wird so lange entlang der Verletzung wiederholt, bis sie so verschlossen ist, dass das Wundsekret ablaufen kann. Das richtige Besteck ist hierfür insofern wichtig, als dass die Arbeit sehr filigran – und die Nadel sehr spitz – ist. Hier steht der Eigen­schutz an erster Stelle. Außerdem handelt es sich bei der Nadel um eine sehr kurze, gebogene Nadel, die bereits an dem Faden befestigt ist.

Wem das mit dem Nähen jetzt schon zu suspekt ist, der kann auf Pflasterstreifen (Steri-Strips) zurückgreifen. Diese lassen sich deutlich einfacher anwenden und fallen nach einiger Zeit ab, haben aber dieselbe Funktion wie eine Naht. Eine andere Alternative ist Wundkleber, der kühl gelagert werden sollte. Er trocknet innerhalb von wenigen Sekunden, sollte aber nur bei Platzwunden verwendet werden, in die kein Dreck eingedrungen ist. Wer nun aber endlich lernen will, wie man eine Wunde näht, der schnappt sich eine Banane und blättert auf die nächste Seite.

Kleben statt nähen

Den Pflasterstreifen (Steri-Strip) auf einer Seite der Wunde ansetzen und festkleben. Mit der anderen Hand am zweiten Ende des elastischen Pflasters ziehen und auf der anderen Seite der Wunde festkleben. Im Abstand von einem Zentimeter bis zum Ende der Wunde wiederholen.
Pflasterstreifen gibt es in verschieden breiten Ausführungen. Für gewöhnlich bieten dickere Streifen etwas mehr Halt. Der Jägerzaun: Um mehr Klebefläche zu erzielen und die Ränder zu verstärken, kann man über die Enden der Streifen entweder waagerecht oder schräg einen weiteren Pflasterstreifen kleben.
So nicht: Die Wunde darf nicht ganzflächig abgedeckt sein, damit das Wundsekret weiterhin ablaufen kann. Alternativ zu den Pflasterstreifen kann man auch ein gewöhnliches Pflaster – ja, sogar Gaffa-Tape – verwenden, solange die Wunde nicht flächig abgedeckt wird.

So verliert man nicht den Faden

Eine Wunde kann schnell entstehen – doch eine kleinere kann man im Notfall mit etwas Fingerspitzengefühl auch selbst nähen. Größere Wunden überlässt man lieber den Profis.

Ähnlich

VANderlust Newsletter

Spannende Infos aus der Szene – monatlich bequem im Postfach: Melde Dich zum Newsletter an

Suche

Werbung

Vanlife Veranstaltungen

Festivals, Messen und Treffen aus der Szene – übersichtlich dargestellt in unserem Veranstaltungskalender